Die Gurujäger – Aberglauben im Yoga
Mehr Rationalimus würde dem modernen Yoga auch sehr gut tun.
Der Yoga hatte immer eine sehr große Klappe – wie aus den übertriebenen Versprechungen der klassischen Hathayogaliteratur eindeutig hervorgeht.
Schon damals – wie heute – verbreitete man, das man mit ein paar Asanas und anderen Übungen nicht nur alle Krankheiten heilen könne, sondern auch übernatürliche Fähigkeiten (sogenannte Siddhis) erlangen könne. Diese Aberglauben, frönen heute viele im Kontext der „Yogatherapie“ .
Man traut dem Yoga vieles, fast alles zu. Auch Autoren wie Iyengar und Krishnamacharya haben diese Praxis der übertriebenen Versprechungen gezielt weitergeführt. Die in ihren Werken wie „Licht auf Yoga“ oder der „Yoga Makaranda“ behaupteten teils phantastischen gesundheitlichen Wirkungen, mit denen fast alle Krankheiten geheilt werden könnten, blieben freilich ohne jede Quelle und Nachweis.
B.K.S. Iyengar hat in seinem Werk eine Menge von Übungsreihen gegen fast alles und jedes an Krankheiten zusammengestellt, aber in keinem Fall auch nur den Spur einer Begründung dafür geliefert, nach welchen Kriterien dies geschieht. Erst kürzlich behauptete die Enkelin von Iyengar in einem Arte -Filmbeitrag, der „Meister“ habe intutitiv erkannt, das Asanas Blutkrebs heilen könnte, weil die Durchblutung der Wirbelsäule angeregt werde durch Druckbeeinflussung in den Asanas. Hier kommt ein sehr simples mechanistisches Körperverständnis zum Ausdruck.
Die magisch – mystischen Vorstellungen, durch asketische Yogapraktiken übersinnliche Kräfte zu erlangen, wie sie auch im Yoga Sutra beschrieben werden, gehört ebenfalls in diese Kategorie der Mystifizierungen. Einer der größten Angeber dieser Art war Yogananda, der sich in der „Autobiografie eines Yogi“ in peinlichster Weise einschlägiger Fähigkeiten berühmt. Dieser „Aladin des Yoga“, wie ihn W. Broad (Yoga and Science) nennt, behauptete gar, den Tod zu kontrollieren – was die Yogis ja auch eigentlich schon immer behauptet haben.
Selbst mein sehr rationaler Lehrer Dr. Gharote machte Andeutungen, das er die Levitation beherrschen könnte. Auch L. Chariarse war ein Verfechter magischer Kräfte und umgab sich gerne mit einer geheimnisvollen Aura, auch getragen von seinem Charisma und dem netten Latino – Akzent. Kaum jemand weiß, das Krishnamacharya, der heute zum „atmenden Yoga Gott“ stilisiert wird, bis in die 50iger Jahre ebenfalls mit Yogakunststückchen seine angeblichen magische Fähigkeiten zu Werbezwecken demonstrierte.
Leider musste er sich aber 1959 einer wissenschaftlichen Untersuchung des Psychologen B.K. Bagchi stellen (einem früheren kritischen Weggefährten Yoganandas) und es wurde bewiesen, das es den kontrollierten Herzstillstand, den er zu meistern behauptete, auch bei ihm nicht gab.
Bis heute glauben viele Yogajünger auf die eine oder andere Art an die magische Macht des Yoga, und sei es an seine universellen Heilkräfte. Die Aura des Yoga ist bis heute vom Mythos übernatürlicher Fähigkeiten und des vermeintlichen Sieg des Geistes über die Materie geprägt.
Vieles davon ist einfach nur Hokuspokus, wie der Film anschaulich zeigt.
Viel Spass beim ansehen wünscht Ihnen Hans Deutzmann